Reisebericht Ardéche

Ardéche - gemeint ist ein Landstrich im Süden Frankreichs, benannt nach dem Fluss, der ihn durchfließt. Auf der Landkarte findet man diesen nördlich von Montpellier und südlich von Lyon. 

Ich sitze im Auto! Wir haben gerade die Autobahn A 7, in Frankreich, verlassen und fahren nun in Richtung Westen über Aubenas, um von dort aus zum Outdoorcamp zu gelangen. Noch liegt ca. 1h Fahrt vor uns. Wir = neugierige, abenteuerlustige Leute, die die Reise gebucht haben. Ich schaue aus dem Fenster und stelle fest, dass sich die Umgebung im Gegensatz zu Deutschland stark verändert hat. Die Bäume, die Felsen, die kleinen verträumten Dörfer - alles ist irgendwie anders; man merkt, dass man über 1200 km von zu Hause weg ist. In mir steigt die Spannung, was uns hier erwartet. Ich schaue zum Himmel hinauf, genieße das Blau, welches durch kein einziges Wölkchen getrübt wird und blinzle der senkrecht stehenden Sonne zu .... Endlich sind Wir da. Beim Aussteigen kommen uns 28° C Lufttemperatur entgegen. Ich schaue mich um : soweit man blicken kann Weinfelder, Melonenfelder, Pfirsichplantagen, ein kleines Steinhaus und graublaue Felsen, die senkrecht in die Höhe ragen, als hätte sie jemand da hingestellt. 

 Zu unserem Camp gehören große Zelte,  ein großes Küchenzelt und ein volles Materialzelt. Nachdem unser Gepäck in unserem Zelt verstaut ist, treffen wir uns an den Biertischgarnituren unter einem Pavillon und erfahren von Blecki alles Wichtige über die Natur, die Tiere und das " Campleben ". Danach werden uns die Teamer vorgestellt und auch wir sind dann an der Reihe. Einer nach dem Anderen stellt sich vor und erzählt etwas über sich.

Am ersten Tag ist Erholung angesagt und wir lassen uns die Badestelle, genannt Labyrinth, zeigen und genießen die ersten südfranzösischen Sonnenstrahlen. Am nächsten Tag geht es dann gleich in die Vollen, Trekkingtour ist angesagt, " um die Gegend kennen zu lernen ", wie Blecki sagt. Gewappnet mit Trekkingschuhen, Badesachen und genügend Trinkwasser machen wir uns auf die Socken. Aus dem Camp raus, über den Campingplatz geht es hinauf zu einer Aussichtsplattform, von der aus wir das gesamte Gebiet überblicken können, dann geht es hinunter zum Fluss. Dort sollten wir in den nächsten 2 Wochen noch öfter sein. Wir wandern am Fluss entlang, vorbei an Stromschnellen und Grotten und sind pünktlich zum Abendessen wieder im Camp. Jetzt merkt man erst, wie sehr der ganze Tag geschlaucht hat. Müde wankt einer nach dem anderen zu seinem Zelt. 

Am nächsten Morgen werden wir vom Zirpen der Zicaden geweckt. Schon durch die Zeltwand sieht man Sonnenschein pur. Nach dem Frühstück wird unsere Gruppe aufgeteilt, Mountainbiketour oder Klettern steht zur Auswahl. Ich entscheide mich fürs Klettern. Da ich dies noch nie ausprobiert habe, bin ich neugierig, was mich erwartet. Nach genauer Anleitung und Erklärung der Sicherheitsgurte, Knoten und Techniken ist meine Angst etwas geschrumpft. Jeder bekommt einen Gurt und Kletterschuhe, als ich diese anziehe und mich in das Seil einbinde, ist das flaue Gefühl in der Magengegend wieder da. Blecki hat den Vorstieg gemacht und ich bin die Erste, die nun im Top Rope den Felsen hinaufklettern soll. Anfangs bin ich unsicher, doch mit der Zeit gewinnt man Vertrauen zum Material sprich Seil + Gurt + Schuhe und vor allem zu dem, der einen von unten sichert. An diesem Tag klettern wir noch einige Touren und von Route zu Route macht es mehr Spaß. Die Anderen in unserer Gruppe sind auch noch nie geklettert, so dass wir uns gegenseitig anspornen konnten. Die Ardeche erweist sich als absolutes Kletterparadies für Könner aber auch für uns Anfänger. Vor dem Abendessen gehen wir noch im Fluss baden und lassen uns die Nachmittagssonne auf den Bauch scheinen. Nach dem Abendessen sitzen wir noch bei Kerzenschein und gutem Roséwein beisammen und erzählen uns unsere Abenteuer des Tages.

Am Morgen wieder Sonne pur und keine Wolke am Himmel. Auf meinem Plan steht Mountainbike-Tour. Im Camp sind 10 Bikes vorhanden. Jeder bekommt eines, das seiner Größe entspricht! Unser Fahrradteamer kennt die Gegend hier wie seine Westentasche und für den Anfang sollte es eine kleine einfache Tour sein, doch an Steigungen kommt man hier bei keiner Strecke vorbei. Aber der Anstrengung Lohn sind immer berauschende Blicke über das Tal, welches sich unter einem ausbreitet. Mit mehreren kleinen Trink- und Fotopausen und einer längeren Pause in Ruoms zum Bummeln und später an einer Quelle, die auch zum Baden genutzt wurde, kommen wir trotzdem ganz schön geschafft im Camp an und lassen den Abend feuchtfröhlich ausklingen. Am Abend besprechen wir ausgeruht den nächsten Tag.

Zeitig geht es los zur Canyoningtour. Nach einer Stunde Busfahrt liegt wieder einmal ein supertolles Erlebnis vor uns. " Den Fluss hautnah erleben " ist hier der richtige Ausdruck. Wir steigen in den Fluss ein und dann geht es der Quelle entgegen. Springen von Felsbrocken zu Felsbrocken, klettern und wenn es nicht anders geht auch schwimmen, so geht es vorwärts, immer Blecki hinterher, denn der kennt hier den besten Weg durch diese Wildnis. An manchen Stellen fließt der Chassezac seicht dahin, an anderen Stellen braust er uns entgegen. Die Unberührtheit der Natur, die Felsen, welche sich rechts und links auftürmen, die Ruhe und eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt begeistern uns total. Nach ca. 4 - 5 Stunden, mit einigen Pausen schon der Fotos wegen, erreichen wir unser Ziel; einen kleinen Bergsee, eingerahmt in ein riesiges Felsmassiv. Nach einer kurzen Pause mahnt uns Blecki, den Rückweg anzutreten, damit wir nicht zu spät aus dem Canyon herauskommen. Auch wenn ich noch gerne länger geblieben wäre, ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass wie immer die Sicherheit an erster Stelle steht. Auf dem Rückweg haben wir einen herrlichen Blick über den Canyon, durch den wir uns "gekämpft" haben. Schon auf der Rückfahrt ins Camp merkt man uns die Anstrengung des Tages an und sehr lange hält es keiner an diesem Abend aus.

Heute ist Samstag, das heißt, es ist Markt in les Vans, dem nächsten kleinen Ort der Gegend. Hier treffen sich die Bauern und Händler der ganzen Umgebung und bieten ihre Waren an; Obst, Gemüse, Brot, Fleisch, Fisch aber auch Souvenirs und Trödel. Auf dem Markt verbringen wir den ganzen Vormittag und danach vergnügt sich jeder auf seine Weise. Einige von uns schnappen sich ein Fahrrad und drehen noch eine Runde, andere gehen baden oder relaxen einfach im Camp. Nach dem Abendessen machen wir ein Lagerfeuer am Fluss. Bei Gitarrenmusik und gutem Rosé genießen wir den schönsten Sternenhimmel, den ich je gesehen habe und einige von uns schlafen in dieser Nacht sogar am Wasser, was bei 20° Lufttemperatur sehr angenehm ist.

Am nächsten Morgen ist Aufbruch zur 2-Tages-Kanutour. Je 2 Mann teilen sich ein Kanu und eine wasserdichte Tonne, in welche unsere Schlafsäcke, Wechselsachen und Fotoapparat gepackt werden. Mit dem Bus gehts zur Einstiegstelle an der Ardeche und ca. 32 km flussabwärts liegen vor uns. Nach kurzer Einweisung geht es los. Ein erfahrener Kanute führt uns durch so manche Stromschnelle. Als wir nach ca. 12 km Tagesetappe den Biwakplatz für die Nacht erreichen, sind wir ganz schön geschafft. Noch schnell ein paar Würsteln gegrillt und den Schlafplatz auswählen und schon können wir gemeinsam die Tagestour auswerten, wobei viel gelacht wird. Meist über so manches Boot, das bestimmt die doppelte Strecke bewältigt hat, weil es nicht geradeaus fahren wollte oder eher nicht konnte. Wir kriechen in unsere Schlafsäcke und bewundern wieder einmal den genialen Sternenhimmel, der sich über uns ausbreitet. Am Morgen fühlen sich unsere Arme an wie Blei, aber tapfer paddeln wir weiter und bald geht es auch wieder. Außerdem werden wir mit einer gigantischen Gegend von Felswänden entschädigt, die sich bis zu 300 m hoch um uns herum erheben. Am Nachmittag kommen wir dann geschafft aber zufrieden an der Ausstiegsstelle an und sind doch ein bisschen stolz auf unsere Leistung. Der Bus ist schon da und nach Aufladen aller Boote geht es zurück in unser Camp. Dort ist  schon ein deftiges Abendessen vorbereitet. Beim Essen erfahren wir, dass der nächste Tag zum " Extrem Relaxen " genutzt werden kann, oh ja das passt. Einige sind immer noch nicht ausgepowert und gehen noch auf einen Nachbarcampingplatz zur Disco, wo nehmen die bloß den Elan her. Ich falle einfach in mein Zelt und habe bestimmt schon beim reingehen geschlafen. Von der Sonne geweckt geht’s los, das " Extrem Relaxing ". Beginn ist das Langschläferfrühstück und danach tut jeder worauf er Lust hat: baden, sonnen, schlafen den ganzen Tag, einfach herrlich! 

Am nächsten Tag ist Trekkingtour zum Sprungfelsen angesagt. Zum Start geht es direkt wieder mit Schuhen durch den Fluss, was aber mittlerweile kein Problem mehr darstellt. Nach einigen Flussdurchquerungen geht es nun einen steinigen Wanderweg hinauf über den Berg. Schnell wieder hinab und nach ein, zwei weiteren Flussüberquerungen stehen wir direkt auf einer Esskastanienplantage. Eine sehr stachelige Angelegenheit. Nach ein paar Metern weiter erreichen wir den Sprungfelsen, wo die wagemutigen unserer Gruppe von verschiedenen Höhen in den Fluss springen können. Von 1m bis zu 11m bietet der Sprungfelsen alle Höhen. Auf dem Heimweg geht es am und im Fluss entlang zurück zum Camp. Bei leckerem Abendbrot werden alle Sprungtechniken ausgewertet und der nächste Tag geplant.

Auf dem Plan steht Klettern-Spezial, da kann jeder seinen Ansprüchen gerecht klettern, d. h. für Anfänger und auch für Fortgeschrittene sind entsprechende Routen vorhanden und man kann sich den ganzen Tag am Fels probieren. Unsere letzte Nacht hier verbringen wir in einer Höhle, in der gegrillt, Lagerfeuer gemacht, gefeiert und schließlich auch irgendwann geschlafen wird. In gemütlicher Runde lassen wir die letzten Tage noch einmal an uns vorbeiziehen. Das Feuer taucht die Höhle in ein gemütliches rotes Licht und verglimmt erst, wenn der Letzte eingeschlafen ist und wenig später die ersten Sonnenstrahlen die Höhle erhellen. Und schon ist der Abreisetag gekommen. Nach dem Frühstück heißt es Sachen packen und unsere Zelte räumen, denn die nächsten Urlauber sind mittags bestimmt schon da. Schweren Herzens aber voller schöner Eindrücke verstauen wir unser Gepäck. Ein letztes Mal baden im Fluss, ein letztes Baguette für unterwegs gemacht, ein letzter Blick zum Camp und es geht los.  Der Abschied von dieser einmaligen Gegend, von unseren netten Betreuern und einfach nur die Tatsache, dass ein wunderschöner Urlaub zu Ende geht, verursacht ein trauriges, schwermütiges Gefühl. In ca. 13 Stunden werde ich zu Hause sein. Ich lehne mich zurück, blinzle der senkrecht stehenden Sonne zu und weiß, dass dies nicht der letzte Urlaub hier gewesen sein wird, und schon werde ich wieder fröhlicher!

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